Wir trauern um unseren NaturFreund Rainer Marquardt

Rainer ist am 3. Juli 2019 verstorben, für die meisten von uns völlig überraschend.

Im Kreise der NaturFreunde kannten wir ihn als einen zugewandten und hilfsbereiten Menschen. In Diskussionen war er oft derjenige, der mit wenigen Worten die Dinge auf den Punkt bringen konnte. Seine Freundlichkeit und sein Rat werden uns fehlen. Wir werden ihn nicht vergessen.

Unserem Freund Rainer ein letztes Berg frei! Einem Nachruf seiner KollegInnen von ver.di WDR entnehmen wir seinen folgenden Text:

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von Rainer Marquardt

Mit zwei in Jugendtagen gelernten Motti konfrontiere ich immer mal wieder die Menschen in meiner Umgebung: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“ und „Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Die mittlerweile fast vierzig Jahre im WDR als Volontärspraktikant, Freier, Redakteur, Gewerkschafter, Redakteursvertreter und Personalrat hinterlassen gegen Ende meiner WDR-Laufbahn eine Überzeugung: Diese Motti passen, heute vielleicht mehr denn je, hervorragend für das Überleben in diesem Sender. Mitstreiter finden, wenn es gilt, sich zu wehren und etwas zu erreichen: für sich wie für die vielen neben uns. Das bedeutet oft Niederlagen aus fehlender Macht und angesichts scheinbar übermächtiger Gegner, Kompromisse, die nicht euphorisch stimmen, Fehler, Versagen, Enttäuschungen. Aber es bedeutet auch Freundschaften, die Erfahrung von Solidarität, Erfolge, zu denen ich beitragen durfte.

Sicherlich ist es nicht vergnügungssteuerpflichtig, sich mit den Damen und Herren Verwaltungsdirektoren jahrelang um die Betriebsrenten streiten zu müssen, am Tisch, obwohl abwesend, die KEF und die Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber es tut auch immer wieder gut, wenn mit Freunden und Kollegen Ziele formuliert werden und um sie gekämpft wird. So habe ich Freundinnen und Freunde gewinnen können, die ich auch im Streit immer noch gerne sehe. So haben wir erreicht, dass „arbeit- nehmerähnliche“ Freie das aktive und passive Wahlrecht zum Personalrat haben. Und dass im WDR mittlerweile sogar warngestreikt wird: ein echter Fortschritt. Und ein echter Kulturwandel, der uns in den kommenden Monaten hoffentlich helfen wird.

„Ich bin dann mal weg“, so hat sich vor Jahren mal ein früherer Personalratsvorsitzender verabschiedet, der uns bei ver.di jetzt wieder in unserer Tarifarbeit hilft. Bei Trude Herr hieß es: „Niemals geht man so ganz.“ Ich habe mich eingemischt – und das war trotz aller Fehler richtig. Und stellt bitte nicht die Frage, wer sich um meine Themen kümmert, wenn ich nicht mehr da bin. Natürlich ihr, indem ihr euch für eure Themen und Interessen einmischt.

Rainers letzte Rede am 6. Februar 2019 in der WDR-Personalversammlung