Vergiss MEYN nicht! Filmabend 25.04.24

Voller Erfolg! Mit 27 Teilnehmenden im Cineworld in Lünen. HAMBI BLEIBT!! 280€ Spende für medico international

Der Film lieferte nie gesehene Bilder und unmittelbare Einblicke in eine Protestbewegung, die um ihre Haltung und geeignete Mittel ringt. Wie weit kann und darf Aktivismus gehen? „Vergiss Meyn nicht“ stellt genau diese Frage, die angesichts des Widerstands im Hambacher Forst gegen den Braunkohlewahnsinn brennender denn je ist!

Dem tollen Film folgten emotionale Diskussionen danach. Danke an Ralf und Stefan für die Orga.

Es wurden 280€ an Spende für medico international gesammelt und weitergeleitet.

Cast und Crew

Daten und Fakten

Filmverleih  W-Film

Die Bilder der brutalen Räumung gingen tagelang durch die Nachrichten. Hundertschaften von Polizei jagten Umwelt- und Klimaschützer, griffen mit aller Härte durch. Die Waldbesetzung wurde zum Symbol, ja zu einer Kraftquelle der Klimabewegung. Insbesondere, weil die Räumung kurz darauf gerichtlich für unzulässig erklärt wurde, und insbesondere, weil im Nachgang Armin Laschet, damals verantwortlicher Ministerpräsident, ganz nebenbei und unumwunden zugab, Brandschutzvorgaben lediglich als Ausrede für den Zugriff benutzt zu haben. Der Tod eines Journalisten bei der Räumung war ein wichtiger Faktor in der medialen Berichterstattung. Dass dieser Journalist eine große Menge Filmmaterial hinterlassen hat, und dass dieses Material brauchbar war, das zeigt nun dieser Film.

Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff, Freunde von Steffen Meyn, nutzen das Material ausgiebig. Nicht, um Meyns geplanten Film fertigzustellen, sondern um daraus einen eigenen Film zu machen, einen Film der Trauer einerseits, andererseits einen Film aus dem Inneren der Aktivist*innenszene heraus. Meyn kam als Sympathisant, aber eben doch von außen in die Szene im Wald, wo die Bäume nicht nur ausgeklügelte Haus- und Stegkonstruktionen tragen, sondern auch Namen. Eine bunte Szene, klimabewegt, autonom, anarchistisch, auf jeden Fall links – die Idee ist das Teilen, nicht das Tauschen. Jedem nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten. Steffen wird aufgenommen, erst als Freak mit Fahrradhelmkamera, dann immer mehr als Kamerad. Vielleicht gar als Mitstreiter?

Steffen interviewt die Aktivist*innen, will ihre Sicht in seinen Bildern festhalten, will ihnen die Möglichkeit geben, sich auszudrücken – der seit langem besetzte Wald ist ja zu der Zeit für die meisten in Deutschland nur obskures Anarchogebiet, irgendwelche Spinner halt. Steffen weiß – oder ahnt zumindest –, dass Bilder helfen, und er bietet sein Filmemachen an.

Steffen hadert auch, er hadert mit den Mitteln, die sich aus den Möglichkeiten ergeben, er bekommt es ja mit, wie sich Spannungen ergeben zwischen gewaltbereiten Autonomen und den eher friedfertigen Klimaschützern – wobei auch hier die Grenzen verschwimmen. Ein Hauptgrundsatz im Wald: Individualismus. Jeder kämpft für die Sache auf seine Art.

Die Regisseur*innen haben einige der damaligen Waldbesetzer ausfindig gemacht. Unter Pseudonymen oder ganz anonym stellen sie sich der Erinnerung an diese Zeit, beurteilen ihre Beziehung zu Steffen und die Entwicklungen, die sie selbst damals durchgemacht haben: die Entwicklungen in den Baumlagern zwischen Gemeinschaftsgefühl und Euphorie und Lagerkoller und Spannungen.

Aus dem Meyn-Material, das vom ursprünglichen 360°-Format auf weitestwinkelige Kinotauglichkeit formiert wurde, mit einigen poetischen Pan&Scan-Sequenzen, die dem Film Luft zum Atmen geben und seine Tragik betonen, sowie aus den eigenen Interviews haben die Filmemacher*innen ein herausragendes Bild des Widerstands geschaffen: zugleich von innen und von außen, zugleich im Großen wie im Kleinen. Immer hängt der Tod von Meyn in den Bildern, und immer auch die politische Dimension. Absolut erschütternd ist der Film, der nichts auslässt, was Meyn passierte. Und aufrüttelnd, weil die Macht von Politik und Wirtschaft geradezu körperlich spürbar werden.

Bilder aus dem Hambacher Forst sind ebenso wie Bilder aus Lützerath Bilder, die der Klimabewegung helfen. Es sind Gegenbilder zu den Presseerklärungen der Polizei, den Talkshowauftritten von Politikern und Wirtschaftsbossen. Meyn hat sie geliefert, und ein unbedingt sehenswerter Film ist entstanden.